Herstellung von Naturseife - Grundanleitung


Im folgenden beschreibe ich die Herstellung von kaltgerührter Seife. Achtung: Wenn jemand Seife selbst machen möchte, geschieht das auf eigene Gefahr! Bitte beachtet die Sicherheitsregeln, ich übernehme keinerlei Verantwortung.

Die Sicherheitsregeln:

Wenn man mit Natriumhydroxid bzw. Natronlauge arbeitet, muss man ein paar wichtige Dinge beachten, denn Natronlauge ist sehr ätzend!

  • Schutzbrille tragen! Und zwar auch dann, wenn man schon eine Sehhilfe hat, die Schutzbrille passt da noch drüber. Lauge im Auge ist sehr gefährlich und kann zur Erblindung führen.
    Einfache Schutzbrillen gibt es preiswert im Baummarkt.
  • Handschuhe anziehen! Verätzungen auf der Haut sind zwar nicht lebensgefährlich, können aber unschöne Wunden hinterlassen. Doch keine Angst, sollte doch mal etwas auf die Haut kommen, einfach gleich mit Wasser (und Seife) abspülen.
  • Kinder und Haustiere fernhalten! Neugierige Katzen und Kinder müssen draußen bleiben. Bitte sorgt auch dafür, dass niemand in Eure Seifenküche kommt, wenn ihr mal kurz weg geht. Laugengefäße bitte nicht zum Abkühlen raus stellen, wenn Kinder oder Tiere das Gefäß erreichen können.
  • Fenster auf! Gute Belüftung sorgt dafür, dass die Dämpfe, die beim Anrühren der Lauge auftreten, abziehen können. Diese Dämpfe sind zwar nicht giftig, können aber die Lunge schädigen.

Aber so gefährlich, wie es sich anhört, ist das Seifesieden gar nicht. Hier noch ein paar Tipps für euch:

  • Arbeitsflächen evtl. mit Zeitungspapier abdecken. Ich selbst mache das nicht, allerdings mache ich meine Seife auch nicht in der Küche, sondern in einem Kellerraum.
  • Alte Kleidung anziehen, die auch mal schmutzig werden kann. Am besten ein langärmliges Oberteil und lange Hosen.
  • Falls doch mal etwas Lauge oder Rohseife auf die Haut kommt, muss diese so schnell wie möglich abgewaschen werden. Klares Wasser und Seife genügt. Spritzer auf der Umgebung ebenfalls einfach wegwischen. Hat man die Arbeitsfläche mit Zeitung ausgelegt, braucht man praktischerweise nur die verschmutzte Zeitung wegwerfen.
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Benötigte Utensilien:

Die meisten Utensilien, die man braucht, um Seife herzustellen, hat man schon im Haus oder kann man sich preiswert besorgen.
Wichtig: Alle Metallteile, z.B. das Unterteil vom Stabmixer und der Topf, auch Löffel usw. sollten aus Edelstahl sein! Keinesfalls Aluminium oder anderes Metall verwenden, dieses würde mit der Lauge reagieren.
  • Seifenleimgefäß: Ein Topf aus Edelstahl oder Emaille, lieber etwas zu groß als zu klein. Wichtig: keinen beschichteten Topf nehmen, die Lauge greift die Beschichtung an. Der Topf kann ruhig alt sein. Er sollte anschließend nicht mehr zum Kochen verwendet werden.
  • Waage: Eine Grammgenaue Waage. Je kleiner die Seifenmenge, umso genauer muss die Waage sein. Ideal ist eine Waage mit einer Genauigkeit von 0.1 Gramm.
  • Laugenbehälter: Ein Gefäß zum Anrühren der Lauge. Ich verwende einen Meßbecher aus Borosilikatglas. Ein Kunststoff-Behälter, z.B. ein einfacher Küchen-Meßbecher, ein Milchkrug o.ä. gehen auch. Hauptsache der Behälter ist lauge- und hitzebeständig.
  • NaOH-Gefäß: Ein Plastik-Gefäß zum Abwiegen des NaOH (Äztnatron). Anfangs geht ein großer Joghurtbecher oder ähnliches.
  • Rührgeräte: z.B. Glasrührstäbe, Rührlöffel aus Plastik (mit langem Stiel) zum Anrühren der Lauge, gut eignen sich die langen Babybrei - Löffel.
    Ein größerer Löffel, Holzrührlöffel, Silikon-Spatel o.ä. zum Rühren der Seife. Ein Silikon-Spatel eignet sich auch sehr gut, um die Restseife aus dem Topf zu kratzen.
    Anfangs reichen 2 oder 3 Rührgeräte, später wird sich dann von ganz alleine ein ganzes Sammelsurium anhäufen - vor allem, wenn man viele Farben anrührt.
  • Stabmixer: Ein Stabmixer, um die Verseifung in Gang zu bringen. Kann man auch weglassen, dann dauert es allerdings ewig, bis der Seifenleim andickt. Das Unterteil muß aus Edelstahl oder Plastik sein, auf keinen Fall aus Alu.
  • Seifenform: Eine Form, in die man die Seife abfüllt. Fürs erste mal würde ich einen Milchkarton empfehlen. Dieser wird einfach an einer Längsseite aufgeschnitten und ausgewaschen.
  • Räumlichkeiten: Und dann braucht man natürlich noch einen Raum, in dem man "seifeln" kann. Dieser Raum sollte gut belüftet werden können (oder man rührt die Lauge gleich im Freien an), und über ein Waschbecken verfügen. Die meisten Hobbysieder machen ihre Seife in der Küche, hier ist es natürlich sehr wichtig, dass hinterher sehr gut saubergemacht wird.
Später kommen noch weitere Utensilien dazu, verschiedene Behälter, Förmchen usw.

Benötigte Zutaten:

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  • Fette und Öle: Für den Anfang nimmt man am besten preiswerte Fette, die man überall in Supermärkten erhält: Rapsöl, Kokosfett, Olivenöl, Sojaöl, Sonnenblumenöl, Distelöl, evtl. auch Margarine oder Palmfett
  • Ätznatron: = NaOH = Natriumhydroxid. Bekommt man in der Apotheke, die preiswerte technische Qualität reicht (Preis etwa 5 Euro / Kilo).
  • Wasser: am besten entmineralisiert/destilliert (gibts in Baumärkten in 5l oder 10 l Kanistern). Es geht auch mit Leitungswasser, allerdings könnten eure Seifen dadurch schneller ranzen.


    Früher oder später kommen noch hinzu:
  • Exotische Öle: z.B. Sheabutter, Kakabutter, Babassu, Hanföl, Avocadöl, Mandelöl,...
  • Andere Laugenflüssigkeiten: Milch, Tee, Saft ..
  • Duftstoffe: Ätherische Öle und Parfümöle
  • Farbstoffe: z.B. Kosmetikpigmente, Eisenoxide, Lebensmittelfarben, aber auch natürliche Farben wie bunte Tonerden(rot, grün, gelb,...), färbende Pflanzen (Anatto, Möhrensaft, Spinat, Ringelblumen...)

Das Rezept

Ganz entscheidend für die Eigenschaften der Seife (Schaummenge und -qualität, Härte, Pflege usw.) ist die Zusammenstellung der Öle und Fette. Ein einfaches, vielfach bewähres Anfängerrezept ist folgendes:

250g Kokosfett, 250g Palmfett, 250g Olivenöl, 250g Rapsöl
335g Wasser
136g NaOH

Das ergibt eine feste, gut schäumende Seife mit einer Überfettung von ca. 8%. Für eine palmöl-freie Variante tauscht einfach das Palmöl gegen Schweineschmalz aus (NaOH bleibt gleich).

Alle Zutaten werden gewogen, auch die flüssigen Öle!


Wichtig: Alle Seifenrezepte bitte immer selbst Nachrechnen, entweder mithilfe von Verseifungstabellen, die angeben, wieviel NaOH pro Gramm Fett gebraucht wird, oder einen Seifenrechner, z.b. den hier verwenden.
Jedes Rezept lieber einmal öfter überprüfen und als Anfänger eine nicht zu geringe Überfettung wählen.

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Jetzt gehts los:

  1. Als erstes werden die festen Fette abgewogen und im Topf geschmolzen.
  2. Dann werden die flüssigen Öle abgewogen und zu den Fetten in den Topf gegossen.
  3. Das Wasser abwiegen (am besten gleich im Laugengefäß). Das Wasser sollte möglichst kühl sein. Man kann auch Eiswürfel verwenden, dann wird die Lauge gerade mal handwarm.
  4. NaOH in einem separaten Gefäß abwiegen, langsam zum Wasser geben und vorsichtig umrühren.
    Achtung: beim Lösen des NaOH im Wasser entstehen Hitze und ätzende Dämpfe! Auf gute Belüftung achten (Fenster auf!) und bei Bedarf den Raum verlassen.
    Es ist wichtig, das sich das NaOH vollständig auflöst, es dürfen keine Krümelchen mehr zu sehen sein! Ungelöstes NaOH sinkt nach unten, daher kann man gut erkennen, wann sich alles gelöst hat. Ich gieße zur Sicherheit die Lauge immer durch ein kleines Plastiksieb.
  5. Wenn Lauge und Fette auf Handwärme abgekühlt sind, wird die Lauge in das Fett gegossen. Spritzer möglichst vermeiden.
  6. Jetzt muss gut gerührt werden, die Lauge und das Fett sollen eine Emulsion bilden. Am einfachsten gelingt das mit dem Stabmixer. Die Masse im Topf nennt man jetzt "Seifenleim".
  7. Es muß nun solange gerührt werden, bis der Seifenleim "zeichnet", d.h. der Leim ist so dick, dass man Muster auf die Oberfläche "malen" kann, die nicht sofort wieder verschwinden. Diese Zustand wird oft "Puddingphase" genannt, und das beschreibt das Aussehen der Seife in diesem Zustand sehr genau.
  8. Die Rohseife kann nun in die Seifenform gefüllt werden. In diesem Stadium ist erst ein Teil der Öle verseift, deshalb ist die Rohseife jetzt noch sehr ätzend!
  9. Die Seife wird jetzt mit Frischhaltefolie abgedeckt (das verhindert, dass sich Soda-Asche bildet), mit alten Handtüchern eingewickelt und 18 - 24 Stunden an einen sicheren, für Kinder und Haustiere unerreichbaren Ort gestellt.
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In dieser Zeit läuft der restliche Verseifungsprozess ab. Dabei entsteht Wärme, die Wärme wiederum beschleunigt die Verseifung und das bedeutet noch mehr Wärme ... im Idealfall schmilzt sich die Seife dabei selbst ein und nimmt ein eigenartig geliges, transparentes Aussehen an. Das nennt man die "Gelphase". Wenn die Seife nicht in die Gelphase kommt, ist das auch nicht weiter tragisch, es kann nur sein, dass der Verseifungsprozess etwas länger dauert. In manchen Fällen möchte man sogar eine Gelphase verhindern. (z.B. bei Milchseife, die hell bleiben soll).

Nach der Ruhezeit, bzw. wenn die Seife abgekühlt ist, wird sie ausgepackt. Wer mutig ist, macht jetzt den "Küßchentest", dabei wird kurz mit der Zunge an die Seife getippt. Wenn es nach Seife schmeckt, ist alles ok. Falls es "brizzelt", also extrem unangenehm prickelt (keine Sorge, das ist ungefährlich), muss die Seife noch länger ruhen. Das kommt vor, z.B wenn die Seife nicht in die Gelphase gekommen ist. Die weniger mutigen besorgen sich pH-Teststeifen und testen die Seife damit. Der pH-Wert sollte bei ca. 9-10 liegen.
Wenn alles ok ist, kann die Seife aus dem Form befreit (Milchkarton einfach aufschneiden und entsorgen) und in handliche Scheiben geschnitten werden.

Jetzt ist die Seife fertig! War doch gar nicht so schwierig, oder?

Die frische Seife ist zwar nicht mehr ätzend, aber noch recht "scharf", d.h. sie trocknet die Haut etwas aus. Daher wird die Seife mind. 3-6 Wochen an einen trockenen Ort zum Reifen gestellt. In dieser Zeit wird die Seife viel milder, trockener und härter. Der pH-Wert sinkt noch ein bisschen.
Je länger man die Seife jetzt noch nachreifen lässt, desto besser wird sie. Seifen die 6 Monate alt sind, sind noch viel besser als Seifen die erst 6 Wochen als sind! Dabei kommt es allerdings auch auf die verwendeten Fette und Öle an, z.B. wird empfohlen, Olivenöl-Seifen mindestens 1 Jahr reifen zu lassen. Anders zusammengesetzte Seifen (z.B. mit viel Sonnenblumenöl) ranzen schneller und sollten innerhalb von 1-2 Jahren verbraucht werden.

Hier gibt es den Prozeß auch noch mal ausführlich als Anleitung mit Fotos.