Tutorial Flüssigseife Kaltprozess


Flüssigseife im Kaltprozess


Flüssigseife lässt sich sehr gut im Kaltprozess herstellen, allerdings braucht man viel Geduld. Das stundenlange Kochen der Rohseife entfällt, stattdessen reift die Seife mehrere Wochen, ähnlich wie eine feste Seife die mit NaOH hergestellt wird.
Ich habe ein einfaches, gut schäumendes Rezept gewählt. Statt Rapsöl kann man auch Olivenöl verwenden (Lauge neu berechnen!), dann wird die Seife noch schöner.
Bei meiner Flüssigseife reduziere ich die Lauge (Überfettung/Unterlaugung) genauso wie ich es bei fester Seife mache. Sie wird trotzdem klar, wenn man sie nur lange genug reifen lässt.

Fette/Öle:
30% Kokosöl
60% Rapsöl oder Olivenöl
10% Rizinusöl

Flüssigkeit:
50% Wasser

KOH:
KOH um 6-7% reduziert (z.B. hier ausrechnen)

Schwierigkeitgrad:
mittel, man sollte aber schon ein paar Seifen gemacht haben

(Die Angaben für Flüssigkeiten und Zusätze beziehen sich immer prozentual auf die Gesamtfettmenge)



Ganz wichtig: immer die Sicherheitsregeln(<-- Klick) beachten!
  • Schutzbrille tragen! Und zwar auch dann, wenn man schon eine Sehhilfe hat, die Schutzbrille passt da noch drüber. Lauge im Auge ist sehr gefährlich und kann zur Erblindung führen.
    Einfache Schutzbrillen gibt es preiswert im Baummarkt.
  • Handschuhe anziehen! Verätzungen auf der Haut sind zwar nicht lebensgefährlich, können aber unschöne Wunden hinterlassen. Doch keine Angst, sollte doch mal etwas auf die Haut kommen, einfach gleich mit Wasser (und Seife) abspülen.
  • Kinder und Haustiere fernhalten! Neugierige Katzen und Kinder müssen draußen bleiben. Bitte sorgt auch dafür, dass niemand in Eure Seifenküche kommt, wenn ihr mal kurz weg geht. Laugengefäße bitte nicht zum Abkühlen raus stellen, wenn Kinder oder Tiere das Gefäß erreichen können.
  • Belüftung! Gute Belüftung sorgt dafür, dass die Dämpfe, die beim Anrühren der Lauge auftreten, abziehen können. Diese Dämpfe sind zwar nicht giftig, können aber die Lunge schädigen.


Zunächst etwas Theorie smiley : Um Flüssigseife zu bekommen, muss man Schmierseife herstellen, die dann mit Wasser zur Flüssigseife verdünnt wird. Schmierseife wird, im Gegensatz zur festen Stückseife, mit Kaliumhydroxid (KOH) gesiedet.
Meist wird die Seifenmasse dabei stundenlang gekocht, um sofort ein fertiges Ergebnis zu bekommen. Ich zeige euch hier, wie der Kaltprozess der Schmierseifenherstellung funktioniert.


Wichtig: Beim Berechnen der benötigten KOH-Menge müsst ihr unbedingt die Reinheit eures KOHs beachten. Üblich ist z.B. eine Reinheit von 90%.


Die Öle werden in einen ausreichend großen Topf (muss mind. das doppelte der Seifenmenge fassen) gewogen. Dann werden sie erhitzt, bis das Kokosöl geschmolzen ist. Die Öle sollen nach dem Schmelzen nicht abkühlen, damit die Reaktion besser in Gang kommt. Damit der Topf die Wärme besser hält, habe ich ihn in ein Handtuch gewickelt.
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Zum Herstellen von Flüssigseife wird Kaliumhydroxd (KOH) verwendet. Dieses erhaltet ihr in Form von "Plätzchen". Bitte zieht beim Abwiegen eure Schutzkleidung und Schutzbrille an!

Wenn ihr das KOH und die benötigte Wassermenge abgewogen habt, könnt ihr vorsichtig das die KOH-Plätzchen in das Wasser schütten und umrühren. Vorsicht: Die Lauge wird sehr heiss!
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Die Lauge muss nicht abkühlen, sobald sie klar ist, wird sie in die Öle gegossen. (Bitte Spritzer vermeiden!)
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Jetzt wird, genau wie bei der NaOH-Verseifung, die Masse mit dem Stabmixer emulgiert. Das dauert relativ lang, daher ist es gut, dem Stabmixer ab und zu eine Pause zu gönnen und per Hand zu rühren.
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Wenn der Seifenleim einigermaßen gut emulgiert ist, wird er abgedeckt (Topfdeckel), und darf jetzt ruhen. Ungefähr alle 10-15 Minuten schaue ich nach, und rühre mit dem Stabmixer. Falls der Seifenleim sich trennen möchte, wird er einfach wieder glatt gerührt. Möglicherweise bildet sich auch ein bisschen Schaum, diesen einfach vorsichtig unterühren.
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Nach einer Weile wird der Seifenleim zu dick, um ihn mit dem Stabmixer zu rühren, dann rührt man mit einem Löffel oder Spatel weiter. Die Konsistenz ist jetzt so ähnlich, wie bei einer OHP-Seife in der Gelphase, der Seifenleim wird ein bisschen "glasig". Sobald die Seife den Küsschentest besteht, ist der erste Teil der Verseifung abgeschlossen.
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Jetzt wird die Seife in ein gut schließendes Gefäß gefüllt und darf nun mehrere Wochen reifen. Sie wird zur "Schmierseife".
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Ob die Seife reif ist, erkennt man sehr leicht: sie wird transluzent, fast gelartig. Bei meiner Seife war es schon nach 2 Wochen soweit. Trotzdem ist es emfehlenswert, mind. 4-6 Wochen abzuwarten, da die Seife dann milder wird.
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Ich habe nun einen kleinen Teil der Seifenmasse in einen Topf gegeben. Dazu kommt die gleiche Menge destilliertes Wasser, um die Seife zu verflüssigen. Es dauert recht lange, bis sich alles gelöst hat (mit Erhitzen könnte man das beschleunigen). Bei mir war nach ungefähr einem Tag die Seife komplett gelöst.
Falls sich nicht alles löst, kann man auch noch ein bisschen Wasser dazugeben.
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Die Flüssigseife ist jetzt im Prinzip fertig und kann z.B. in einen Seifenspender gefüllt werden. (Der Schaum verschwindet von selbst)
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Ich habe anschließend die Seife mit gesättigter Sole zu einer gelartigen Konsistenz verdickt, dazu wird die Sole in kleinen Schlucken zu der Seife gegeben und gut umgerührt, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.
Eventuell noch Färben und Beduften (Achtung, je nach Duft kann es sein, dass sich die Seife kurz wieder eintrübt), und fertig ist die handgemachte Flüssigseife!
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Die Seife auf dem Foto habe ich mit "Honey Wash" von Manske beduftet und nicht gefärbt. Denkbar wären auch weitere Zusätze wie z.B. Honig, Mica, Öl usw. (manche Zusätze trüben die Seife, das ist aber nur ein optisches Problem)

Je nachdem wie schnell ihr sie verbraucht, wäre auch eine Konservierung ratsam, achtet darauf, dass der Konservierer im alkalischen Milieu funktionieren muss.